Noch vor der Gründung der deutschen Verkehrswacht entstand am 23. Juli 1923 in München die Autowacht. Sie wurde am 1. September 1923 ins Vereinsregister eingetragen (Nr.2258 VR). Die damalige Satzung liegt heute im Staatsarchiv. Dem Vorstand gehörten die Herren Dr. Bruckmeier, Ludwig Huber und Rudolf Meier an, alle vom ADAC. Im Jahr 1925 trat die Autoverkehrswacht München der deutschen Verkehrswacht bei und führte seither den Namen Autowacht / Verkehrswacht München. Doch musste der Verein auf Grund eines Gerichtsurteils am 26. September 1929 nach 6-jährigem Bestehen aufgelöst werden, weil dem ADAC das alleinige Recht zugesprochen wurde, die Autofahrer zu betreuen. Im Übrigen übertrug man nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten diese Aufgabe an das Nationalsozialistische Kraftfahrerkorps (NSKK).
Nach dem Kriegsende richtete die amerikanische Militärregierung, aufgrund des chaotischen Straßenverkehrs, im Jahr 1948 einen Verkehrssicherheitsausschuss ein. Der Aufbau dieser Einrichtung wurde dem Verleger Heinrich Vogel übertragen, weil dieser politisch unbelastet war. Aus diesem "Verkehrssicherheitsausschuss" ging später die Verkehrswacht München hervor.
Im 1949 löste die Militärregierung diesen Ausschuss auf. Danach trafen sich, auf Initiative des Verlegers Heinrich Vogel, die sieben wichtigsten Mitglieder des Verkehrssicherheitsausschusses am 11. September 1949 in der Gaststätte "Zum ewigen Licht" am Steubenplatz. Es waren der spätere Polizeipräsident L. A. Weitmann (später abgelöst von A. Heigl), die Fahrlehrer Laberger und Spreitzer, der Vertreter des TÜV München Dr. Müller, der Leiter des 1949 gegründeten Kreisverwaltungsreferats E. Dölker und der erste Münchner Stadtschulrat A. Fingerle. Man beschloss, sich künftig alle zwei Monate zu einem Stammtisch zu treffen und dazu weitere an der Verkehrssicherheit interessierte Personen einzuladen. Damit wollte man einerseits die Arbeit des Verkehrssicherheitsausschusses weiterführen und andererseits die Arbeit der ehemaligen Autowacht/Verkehrswacht wieder aufnehmen.
Schon im Jahr 1950 änderte man jedoch den Namen des Stammtisches. Man strich die Bezeichnung "Autowacht", um sich besser vom ADAC abzuheben und um zum Ausdruck zu bringen, dass nicht nur Autofahrer, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmer betreut werden sollten. Von nun an nannte man sich „Stammtisch Verkehrswacht München“.
Dabei war dieser Stammtisch nun nicht mehr nur ein Diskussionsforum einer großen Münchner Bürgerinitiative, sondern betrieb bereits eine eigene Geschäftsstelle, deren spätere Leiter Ulrich Kirschner wurde. Aufgabe war es nun – wie seinerzeit die des Verkehrssicherheitsausschusses - die Verkehrssicherheit im Großraum München (Landeshauptstadt und Landkreis München) zu aktivieren. Zu ihren ersten Tätigkeiten zählten die sogenannten "Verkehrsschauen". Hier besichtigten sachkundige Mitarbeiter der Verkehrswacht verschiedene Örtlichkeiten, analysierten die Gefahrenstellen und berieten die Behörden. Bald kam die Entwicklung von Programmen für die Verkehrserziehung im Kindergarten und in der Schule dazu. Auch Plakataktionen wurden gestaltet, von denen eine der ersten – die sogenannter "Marterl-Aktion" aus dem Jahr 1965 - in der folgenden Abbildung wiedergegeben ist.
Nachdem sich auch in anderen Orten Bayerns – z.B. in Nürnberg – inzwischen ähnliche Einrichtungen entwickelt hatten, entstand aufgrund einer Initiative des Münchner Stammtisches in diesem Jahr auch ein Dachverband, der als Landesverkehrswacht ins Vereinsregister eingetragen wurde. Sitz der Landesverkehrswacht Bayern war München. Der Stammtisch und die Landesverkehrswacht München hatten nicht nur ein gemeinsames Büro sondern auch einen gemeinsamen Vorsitzenden (Heinrich Vogel) und einen gemeinsamen Geschäftsführer (Ulrich Kirschner). Dies garantierte einen engen Verbund der Verkehrssicherheitsarbeiten.
Nachdem in Bayern immer mehr örtliche Verkehrswachten entstanden und eine saubere Trennung der Arbeiten für München von jener der Landesverkehrswacht für die anderen bayerischen Verkehrswachten immer schwieriger wurde, beschloss man schließlich dem Münchner Stammtisch „Verkehrswacht München“ auch juristisch eine neue Form zu geben und ihn in einen Verein umzuwandeln. Dieser wurde dann als Verkehrswacht München am 23.01.1956 in das Vereinsregister eingetragen (Nr.5682 VR).
Jahre später erfolgte noch einmal eine Namensänderung in Deutsche Verkehrswacht -Verkehrswacht München e.V.
Im Jahr 1971 starb der erste Nachkriegsvorsitzende Heinrich Vogel, der den Auf- und Ausbau der Verkehrswacht München zu einer großen Bürgerinitiative leitete. Sein Nachfolger wurde der Geschäftsführer der Münchner Modewochen, Alfred Wurm, der den Vorsitz, ebenfalls bis zu seinem Tod im Jahr 1984 innehatte. Danach übernahm der Leiter der Presse und Öffentlichkeitsarbeit der BMW AG, Horst Avenarius, den Vorsitz. Unter Wurm und Avenarius wurden die Aktivitäten der Verkehrswacht München im Sinne ihres Gründers Heinrich Vogel weitergeführt.
Schließlich wählte die Mitgliederversammlung im Jahr 1993 zum ersten Mal eine Frau als Vorsitzende. Unter Frau Eva Borck, Oberstaatsanwältin beim Generalstaatsanwalt München, erfuhr die Tätigkeit der Verkehrswacht München eine starke Ausweitung. Die Verkehrswacht betreut seitdem nicht nur punktuell einzelne Bereiche und Zielgruppen, vielmehr bemüht sie sich um eine alle Zielgruppen erfassende "integrierte Verkehrssicherheitsarbeit für die Landeshauptstadt und den Landkreis München". Dabei geht sie aufbauend vor: Die Aktivitäten setzen ein bei den Kinderärzten, damit diese die Eltern der ganz Kleinen auf die Aufgabe "Verkehrserziehung" vorbereiten. Sie setzt sich fort in den systematischen Aktivitäten für die Kindergärten und Schulen, für die jungen Fahranfänger sowie die erwachsenen Verkehrsteilnehmer und endet in der Verkehrssicherheitsarbeit mit älteren Fußgängern und Kraftfahrern.
Nachdem Frau Borck aus privaten Gründen im Jahr 2001 ihr Amt zurückgelegt hatte, übernahm Frau Brigitte März-Mittler den Vorsitz. Frau März war eine bekannte Rundfunk- und Fernsehjournalistin im Bayerischen Rundfunk. Schon 1971 war sie mit dabei, als der Sender Bayern 3, als erste Verkehrswelle der Bundesrepublik, die Arbeit aufnahm. Bekannt ist sie den Hörern von Bayern 1 auch als Moderatorin des Sonntagsjournals, sowie der Fernsehsendung BR intern. Außerdem war sie im Bayerischen Rundfunk Abteilungsleiterin für Marketing und Kommunikation. Für ihre Verdienste erhielt sie den Christophorus-Preis und den "Bayern3 Beppi". Bei der Verkehrswacht München arbeitete sie schon seit Jahren auch als Vorstandsmitglied mit, so dass die Kontinuität der Aktivitäten der Verkehrswacht München gewährleistet war. Im Jahr 2011 übernahm Herr Prof. Dr. Dr. Benedikt von Hebenstreit den Vorsitz.
Über den Umfang der Tätigkeiten der Verkehrswacht München geben die jährlich erscheinenden Geschäftsberichte Aufschluss. Heute betreut die Verkehrswacht München rund 1,9 Millionen Bürger in der Stadt und im Lankreis. Jeder siebte, Bürger Bayerns lebt also in ihrem Einzugsbereich. Dies sind deutlich mehr Menschen, als in den Regierungsbezirken Mittelfranken (1,7 Millionen), Unterfranken (1,3 Millionen), Niederbayern (1,2 Millionen), Oberfranken (1,0 Millionen) und Oberpfalz (1,0 Millionen) leben.
Unter den vielfältigen Neuentwicklungen der Verkehrswacht München seien hier als Beispiel nur vier Projekte genannt, deren nachhaltige Wirkung evaluiert worden ist:
- Könner durch Erfahrung
Teilnehmer ein Drittel weniger Verkehrsunfällen nach dem Kurs - Mobilitäts- und Verkehrserziehung in der Kita und in der Schule
Kinderunfallatlas der BASt: Unter den 16 Großstädten Deutschlands jene mit den geringsten Fußgängerunfällen der unter 15-Jährigen - Schonraumübungen mit dem Roller und dem Fahrrad
Nach dem Training um 12 bis 25 % weniger Unfälle als bei anderen Trainingsformen - Tafelaktion „Nur bei Grün, den Kindern ein Vorbild“
Rückgang der Rotlicht-Sünden um zwei Drittel